68 Siebenter Abschnitt. Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens rc. 1807 — 15.
Ein Heer von mehr als einer halben Million Krieger führte 1812 Napoleon 1812 gegen Rußland ins Feld. Das preußische Corps unter Jork war dem Befehle des Marschalls Macdonald unterstellt, der auf dem linken Flügel gegen Riga und Petersburg vorgehen sollte; das Hauptheer unter Napoleon selbst zog auf Moskau, während 30000 Österreicher den rechten Flügel bildeten. Die Russen vermieden jedes Zusammentreffen mit dem überlegenen Feinde und zogen sich, hinter sich alles zerstörend, immer weiter in das Innere des Landes zurück. Erst bei Smolensks nahm Barclay de Tolly, der Anführer der russischen Armee, eine Schlacht an; sie ging für die Russen verloren. Aus das Drängen der Altrussen, welche mit dem beständigen Zurückweichen Barclay de Tolly's unzufrieden waren, übergab Alexander den Oberbefehl über die russische Armee dem greisen Kntusow. Dieser verlor die blutige Schlacht bei Borodiuo,-) und Napoleon hielt seinen Einzug in Moskau. Aber schon wenige Tage darauf brach, von den Russen selbst angelegt, in Moskau ein Brand aus, der einen großen Teil der Stadt und der Vorräte vernichtete. Als Napoleon jetzt den Frieden anbot, wußten ihn die Russen so lange hinzuhalten, bis die gute Jahreszeit vorüber war. Zu Ende Oktobers entschloß sich endlich der französische Kaiser zum Rückzüge. Durch die Strapazen des Marsches, durch die früh eintretende und ungewöhnlich strenge Kälte, sowie durch das Schwert der Feinde ging auf diesem Rückzüge die ganze französische Armee bis auf wenige Trümmer zu Grunde; nach einem letzten grausigen Kampfe an der Berefina^) löste sie sich völlig auf. Nicht mehr als 20 000 Mattn erreichten die Weichsel.
3. Die Konvention von Tanroggen und die Erhebung Preußens.
Auf die Nachricht von dem Unglück der „großen Armee" hatte auch das Macdonaldfche Corps mit Iork und den Preußen den Rückmarsch angetreten. Da 2)ork, der den Rückzug decken sollte, durch die
verfolgenden Russen von Macdonald abgedrängt war, schloß er in der
Überzeugung, daß jetzt für Preußen und Deutschland der Augenblick gekommen sei, sich von dem französischen Joche zu befreien, und in der 30. Dezvr. Absicht, sein Corps dem Könige zu erhalten, am 30. Dezember 1812
1812 auf der Poscheruuer Mühle bei Tauroggen^) mit den Russen eine
Konvention ab, durch welche das preußische Hilfsheer für neutral erklärt wurde. Der König Friedrich Wilhelm, noch unentschieden, welche Politik er einschlagen sollte, erkannte zwar die Konvention nicht an und enthob Aork des Oberbefehls; Aork aber, der die Nachricht hievon nur
1) Smolensk liegt am obern Dnjepr.
2) Borodino liegt westlich von Moskau.
3) Beresina ein rechtsseitiger Nebenfluß des Dnjepr.
4) Tauroggen liegt nordöstlich von Tilsit auf russischer» Boden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Macdonald Napoleon Barclay_de_Tolly Alexander Alexander Napoleon Napoleon Macdonald Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Borodino
I. Preußen bis zum deutsch - französischen Kriege.
85
geschlagen und über die Elbe gedrängt. Glänzendere Erfolge hatte das dritte Corps der kronprinzlichen Armee unter General v. Steinmetz.
Dieser schlug die Österreicher in zwei glänzenden Treffen bei Nachod und bei Skalitzi) und rückte gleichfalls bis zur Elbe vor. — Nachdem so die drei preußischen Armeeen sich einander aus engem Raume genähert hatten, verließ der König, begleitet von Bismarck, dem Kriegsminister v. Roon und dem Ches des Generalstabes v. Moltke, Berlin, um selbst den Oberbefehl über die gesamte Streitmacht zu übernehmen.
Benedek hatte mit 220000 Mann bei Königgrätz?) eine feste Stellung eingenommen, um hier den Feind zu erwarten. Im preußischen Hauptquartier hatte man für den 3. Juli noch auf Ruhe gerechnet und für diesen Tag nur Rekognoscierungen anbefohlen. Prinz Friedrich Karl aber, der am Abend des 2. die gesamte feindliche Macht vor sich fand, beschloß sie sofort anzugreifen, forderte den Kronprinzen zur Mitwirkung auf und meldete dem Könige seine Maßregeln. Der König ordnete noch in der Nacht das Vorgehen der ganzen preußischen Truppenmacht an. Die feste Stellung der Österreicher, die Vortrefflichkeit und die geschickte Aufstellung ihrer Artillerie erschwerten die Angriffe des Prinzen ungemein. Auch das Eingreifen der Elbarmee iit die Schlacht brachte keine Entscheidung. Erst als der Kronprinz in den ersten Nachmittagsstunden herankam und den rechten Flügel der Österreicher zum Waukeu brachte, neigte sich der Sieg auf die Seite der Preußen. Die Eroberung des Dorfes Chlum entschied endlich die 3. zuii Schlacht. Um 4 Uhr begann der Rückzug der Österreicher. Verfolgt von der Reiterei unter der persönlichen Führung König Wilhelms, lösten sich ihre Scharen alsbald in wilder Flucht auf. Die Österreicher hatteu 18000 Tote und Verwundete und verloren 20000 Gefangene und 170 Kanonen. Der preußische Verlust betrug im ganzen noch nicht 9000 Mann. Die preußischen Truppen waren zu ermüdet, imt die Verfolgung noch weiter fortsetzen zu können, so daß es Benedek schließlich doch noch möglich wurde, die geschlagene Armee unter den Mauern von Olmütz wieder zu sammeln. Da ihm aber die Besetzung Brünns durch den Prinzen Friedrich Karl die Gesahr brachte, von Wien abgeschnitten zu werden, so sandte er nur einen Teil seiner Truppen auf der Eisenbahn dorthin, mit der Hauptmasse derselben überschritt er die kleinen Karpaten und zog nach Preßburg hinab.
Die Preußen rückten bis wenige Meilen vor Wien.
Indessen hatten die Österreicher glücklich gegen die Italiener gekämpft. Dennoch trat Kaiser Franz Joseph, in der Hoffnung, Italien von Preußen zu trennen und zugleich an Frankreich einen Bundesgenossen gegen Preußen zu gewinnen, seinen letzten italienischen Besitz Venetien
1) Skalitz liegt an der untern Anpa, Nachod nordöstlich davon.
2) Königgrätz an der obern Elbe.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelms Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Franz_Joseph Franz
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wien Preßburg Wien Italien Frankreich
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Der siebenjährige Krieg.
die blauen Jungen heranmarschieren, den breiten Hut oder die Grenadiermütze auf dem Kopf, den langen Zopf im Nacken, das Gewehr mit dem blitzenden Bajonett auf der Schulter. Wer könnte alle ihre tapfren Führer nennen!
Aus Breslau oder Leipzig oder Dresden kam der König, mit ihm sein Bruder Heinrich, seine Feldmar-schälle und Generale.
Im Sommer und Herbst, so lange der Feldzug währte, war der König bei seinem Heere und teilte mit ihm Strapazen und Entbehrungen. Wenn man im Marsch war, ritt er allen weit voraus; denn er wollte den Feind, dem man entgegenging, zuerst sehen und wissen, wo er stand und was er that. Kam man abends ins Quartier, so fragte er nicht viel danach, wo er zur Nacht blieb, war's ein Schloß, ein Bürgerhaus oder eine armselige Hütte. Mußte man nachts unter freiem Himmel bleiben, so legte er sich mit ans Wachtfeuer; wenn der Sturm blies, zog er den Mantel fester um die Schulter und freute sich, wenn der Morgen kam und die liebe Sonne wieder wärmte. Nur wenn er von der Gicht heimgesucht wurde und vor Schmerzen in den Gliedern sich nicht mehr rühren konnte, blieb er zu Bette, sonst stieg er zu Pferde, trotz Fieber und Schmerzen.
Wie klopfte den alten Kriegern das Herz, wenn er langsam die Front abritt und sagte: „Kinder, ich danke Euch, Ihr habt Eure Sache gut gemacht"; oder gnädig mit ihnen sprach, und sie ihn „Fritze" oder „Vater" nannten und mit „Du" anredeten.
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Fehrbellin.
Wege, den sie genommen, lagen weggeworfene Gepäckstücke, Harnische, Eisenhüte, wohl auch Piken und Musketen, Säbelscheiden und Pulverhörner. Als die Brandenburger all das Kriegsgerät zusammenlasen, sprachen sie lachend: „Sieh da, der Schwede fürchtet sich schon."
Das war am 18. Juni, sehr früh am Morgen.
Der Prinz von Homburg, der wackere Reitergeneral, ritt an den Kurfürsten heran und bat, ihm zu erlauben, daß er mit 1500 oder 2000 Reitern dem Feind nachjage und sich an seine Fersen hefte. Der Kurfürst gewährte die Bitte, der Prinz trabte davon. Nicht lange, so jagte ein Bote daher, meldend, der Prinz habe die Schweden eingeholt. Wieder, nach einer Weile, meldete ein anderer, der Prinz sei handgemein geworden, werde hart bedrängt und bitte um Hilse. Sprach der Kurfürst: „Haben wir den Feind, so soll er Fell oder Federn lassen!" und befahl den Angriff. Mit seiner ganzen Macht, etwa 4000 Reitern — denn Fußvolk war noch nicht zur Stelle —-und einem Dutzend Geschützen trabte er dahin, von wo das Getöse herüberscholl. Bald sah er durch den sprühenden Regen den Feind, Fußvolk, Reiter und Geschütz in guter Ordnung aufgestellt, und den Prinzen in ungleichem, schwerem Gefechte. Die Kurfürstlichen schleppten ihre Kanonen durch Sand, niedriges Gehölz und Morast auf einen Hügel in der rechten Flanke des Feindes, stellten sie auf und feuerten in seine dichten Reihen.
Dort, um die Düne an der Kiefernheide wogten die Kämpfenden hin und her den trüben Morgen lang; dort sausten die Schwerter der Brandenburger und klirrten an
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Die beiden ersten Schlesischen Kriege.
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nicht, wie nahe ihnen der Feind war. Denn nicht ferne von ihnen, auf einem Hügel, stand der König und schaute sehnsüchtig durch sein Glas nach ihnen aus. Wie freute sich sein Herz, als er nun endlich die dichten Staubwolken, die über den Heeressäulen schweben, am Fuße des Gebirges sich erheben und schwer ins Thal hinabgleiten sah, als er inne wurde, daß der Feind mit gesamter Macht vor ihm stehe. Nun hoffte er ihn zu treffen. Am Abend stieg er nochmals aus seine Warte und sah, wie die Wachtfeuer der Feinde weithin durchs Land bis zu den stillen, dunklen Bergen leuchteten.
Danach berief er seine Generale und befahl ihnen, was sie thun sollten. Die führten in tiefer Stille der Nacht die Truppen, die in der Nähe, dem Feind verborgen, schon bereit standen, hart an den Feind. Auf dem Marsche durfte niemand reden, noch lachen, scherzen oder singen, niemand auch nur das kurze Tabakspfeifchen anzünden. Dicht vor den Wachtfeuern der Feinde legten sie sich nieder und ruhten eine kurze Stunde, bis in ihrer Linken der Morgen graute. Dann erhoben sie sich und warfen sich auf den Feind. Die herrlichste Schlacht ward geschlagen. Wie kämpften die Helden des Königs! Wie brausten die Reiterstürme übers Feld! Als schon der Sieg sich zu den Preußen neigte, befahl General Graf Geßler seinen Baireuthdragonern in zwei Treffen aufzureiten, ließ das preußische Fußvolk, das vor ihm stand, zur Seite treten und warf sich mit den Reitern auf den Feind. Sie zerrissen die Reihen der Feinde, brachen ihre Ordnung, drängten sie in Knäuel zusammen und trie-
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Katzbach, Wartenburg, Leipzig.
„Es war also wieder nichts!" mochten sie denken, „aller Mut und alle Tapferkeit kann nichts helfen! Wer kann gegen den gewaltigen Kaiser auskommen!" Ohne Hoffnung sahn sie in die Zukunft. Blücher bemerkte die gedrückte Stimmung und ritt an die Kolonne heran und sprach zu den Leuten. Es wurde einem aber schon wohl ums Herz, wenn man nur den Klang seiner Stimme vernahm.
„Der König," sprach er und nahm feierlich die Mütze zum Gruß ab, „läßt sich bei euch bedanken, daß ihr euch gestern so brav geschlagen habt. Nun haben uns die Franzosen kennen gelernt und sie werden sich besinnen, bis sie uns wieder angreifen. Pulver und Blei haben wir verschossen, das ist natürlich, und nun gehn wir nach Dresden, um uns frisches zu holen. Wer das Retirieren nennt, der ist ein Hundsfott!"
Diese kurze Anrede verstand auch der dümmste, und jedermanns Herz schlug höher.
Kahbach, Wartenburg, Leipzig.
26. August, 1. Oktober, 16. 18. 19. Oktober.
3m August führte Blücher in Schlesien den Oberbefehl über ein Heer, das aus Preußen und Russen bestand. Denn inzwischen war nach einer zweiten unentschiedenen Schlacht Waffenstillstand geschlossen, beim Wiederausbruch des Krieges war dann der Kaiser von Österreich den Verbündeten beigetreten, und es waren drei Heere ins
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1815. Ligny. La Belle Alliance.
Darüber wurde dem Kaiser Napoleon die Zeit lang und er machte unvermutet den thatenlosen Tagen ein Ende. Eines Morgens ward Gneisenau durch die Meldung geweckt: „Napoleon ist mit seinem ganzen Heere über die Grenze gegangen und marschiert gerade auf uns zu." Alsbald befahl er die preußischen Truppen in Eilmärschen zusammenzuziehn und teilte auch Wellington die Nachricht mit. Der meinte: „Leere Besorgnis!" und beeilte sich nicht sonderlich, ritt dann am Mittag des 16. Juni — es war ein drückend schwüler Tag — zu den Preußen hinüber und begab sich mit Blücher und Gneisenau aus einen Hügel, von dem sie das Land weithin übersahen. In der Ebene, dicht zu ihren Füßen, standen die Preußen, weiter hinweg die Franzosen, beide fertig zur Schlacht. Hinter der feindlichen Armee sahen sie bei einer höher gelegenen Windmühle eine große Zahl Menschen stehn und entdeckten durch ihre Gläser in deren Mitte die kleine, in Grau gehüllte Gestalt des Kaisers.
„Sollen wir den Angriff des Kaisers abwarten oder sollen wir ihm ausweichen?" fragte Blücher.
„Um 4 Uhr bin ich mit 30 000 Mann an Eurer Seite", versetzte Wellington.
„Dann wollen wir standhalten", entschied Blücher.
Bereits wurden im Grunde vor ihnen die ersten Schüsse gelöst, als die Feldherren sich trennten. Deutlich konnte der Herzog, während er zurückritt, sehn, wie die Franzosen zum Angriffe antraten.
Es wurde sehr heftig gekämpft. Die jungen preußischen Soldaten wollten es den anderen, die vor ihnen so
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Regionen (OPAC): Sachsen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
550
Achter Abschnitt.
1108
1108
Der König, mit Böhmen verbündet, fällt in Ungarn ein, und die mit Ungarn verbündeten Polen greifen Böhmen an.
pereur ä moult grand honneur li partie du clergiet qui pas n’estois contraire ä l’evesque Gauchier —. Adont fist l’empereur cryer que tout li caseit et li hourgois venissent en sa presence: et il y vinrent moult emus- car il se cre-moient de perdre la vie ou leurs membres —. Lors parla li empereres moult durement ä yaulx — et dist comment ils estoient si oset qu’il avoieut fait taut de coses contre les drois de 1’empire, conjurations, commugnes, nouvelles loys, et que plus est qu’il avoient rechupt nouvel evesque dedens la cite — contre la seignorie de l’empire. Quand il oirent l’empereur ainsi parier, si furent trop espoente, et ne s^avoient qu’il peuissent respondre. Die Fürbitte 'Walchers und der Fürsten rettete die Bürger vor strengerer Strafe. Nequedent ne les espargna pas du tout; car il commanda tantost, qu’il apportaissent en sa presence la charte del commugne qu’il orent faite et chil si fisent; et li empereres tantost le deffist, et leur fist jurer devant tous les princes que jamais aultre ne feroient. Ainsi fu deffaite celle commugne, et leur fist l’em-pereur jurer feute ä luy par foi et par serment. Et pour ce qu'il les ot trouves poi estaules — si dit, qu’il donnaissent ostaiges et feissent seurte que ä tousjours demoureroient si fiable. Quand ce oirent li bourgois, si furent trop iret, mais n’oserent contrester; ains delivrerent en ostage devers l’em-pereur les fiulx des plus grans de la eite (12 nach Chron. s. Andreae c. 26). Quand li rois les ot rechups, si ne les mist pas en prison, mais il les bailla a plusieurs de ses princes et les fist bien garder par divers lieux. c. 26: Apres ces coses repaira li empereres en son pais —. Um die Mitte des Dezember war der König wieder in Lüttich (Eod. gesta abb. Trudon. c. 13; Urk. vom 23. Dezember St. 3021), Weihnachten beging er in Aachen, Rod. gesta abb. Trudon. c. 15, vgl. Ann. Hildesh. 1107 Ss. Iii, 112, Chron. reg. Col. 1108 (Ann. Patherbr.), nicht zu Mainz, wie Ekkeh. berichtet, s. die Urk. aus Aachen vom 28. Dezember u. ? Januar 1108 St. 3022. 3023. 3025, 3024 ist unecht. —- Walcher vermochte sich gleichwohl nicht zu behaupten, abermals mufste er am Hofe des Königs Aufnahme suchen, während sein Gegner Odo von Incy aus seines bischöflichen Amtes waltete. Als Gesandter des Königs 1109 nach Rom geschickt, gewann er die Gunst des Papstes wieder und ward von ihm nach Niederlegung des bischöflichen Amtes, dessen Übernahme ihm den Bann zugezogen hatte, in seine früheren Würden und Einkünfte wieder eingesetzt. Odo, seitdem allgemein als Bischof anerkannt, nahm von König Heinrich die Investitur an, geriet aber dadurch in Streitigkeiten mit dem Papste, infolge deren auch er auf das Bistum Verzicht leistete, vgl. Gesta Galcheri c. 38. 39; Versio Gallic, c. 26 — 30.
a) Itinerar des Königs: Januar Aachen, 28. Januar Mainz St. 3025. 3026, o. T. u. J. St. 3214 = 3026a, hier vermutlich längerer Aufenthalt, da Heinrich dort auch das Osterfest (5. April) beging, Chron. reg. Col. 1108; 1. Mai Nürnberg St. 3027; 17. Mai Goslar St. 3028 (Gosl. Ub. I n. 153, Cod. d. Sax. r. 1 n. 16; 30. Mai Merseburg St. 3029, Cod. d. Sax. r. I2, 17 u. Ii1, 46); 4. Juli Goslar St. 3030 (Cod. d. Sax. r. I2, 18). Von da bis zum Beginn des Zuges gegen Ungarn
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Extrahierte Personennamen: Andreae Hildesh Odo_von_Incy Odo Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
74
X. Die Kaiserproklamation.
Feinde nicht besser ergehen mge. Wie, um ihn recht frhlich zu stimmen, drang eben zu dieser Stunde kecke Militrmusik zu ihm herauf, und als er ans Fenster trat, fiel sein Blick auf 65 Fahnen und Standarten, welche zum Schlosse gebracht wurden.
Gegen Mittag fuhr der König, trotz des hlichen Wetters im offenen Wagen, der heute mit vier Rappen bespannt war, unter dem Hurra der in der Strae auf und ab gehenden, dienstfreien Soldaten zum Schlosse. Dort stand auf dem Hofe die Ehren-Kompagnie vom Regiments der Knigs-Grenadiere. Wie es seinen pnktlichen und strengen Gewohnheiten entsprach, schritt der König erst die Front derselben entlang, bevor er ins Schlo trat. Vor dem Fahnentrger blieb er stehen und lie sich die Fahne reichen. Sie war in der ersten Schlacht des Krie-ges, beim Sturme auf das Geisberg-Schlo vorangetragen und dabei mitten entzwei geschossen worden, so da jetzt nur der obere Teil derselben zur Stelle war und dem Könige gereicht wurde. An jenem Tage war sie in fnf verschiedenen Hnden gewesen, da ein Trger nach dem anderen, tdlich verwundet, zusammenbrach. Als der König sie betrachtete, bemerkte er an ihr noch Spuren von dem Blute jener Tapferen. Er gab sie zurck und sagte, tiefen Ernst im Antlitze, zu dem Unteroffizier: Die halte ja immer hoch!" Es mochte ihm wohl durch die Seele ziehen, wie viele Taufende in diesem Kriege ihr Leben dahinge-geben und das Reich, das er jetzt verknden wollte, mit ihrem Blute erkauft hatten. Dann wandte er sich zum Schlosse; am Portale vom Kronprinzen empfangen, stieg
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Iv. Kaiserjagd.
Stck neben Stck, auf den grnen Grund hingestreckt. Nach Tisch ging der Kaiser hin, besichtigte die Sauen und Hirsche und blieb eine Weile dort stehen, während ihn die Jagdhrner mit einem Weidmannsgrue grten. Da stand der hohe Herr inmitten der Menge, die sich ehr-frchtig zurckhielt, auf seinen Spazierstock gesttzt, von seinen 80 Jahren zwar ein wenig gebeugt, aber rstig sonst und frisch; er, dem so Groes zu vollenden vergnnt war, der auf manchem Schlachtfelde gesiegt hatte, dem jede Ehre der Welt gewohnt war, so einfach und schlicht, als wre er unseres gleichen.
Was soll ich noch weiter erzählen! Wie sie nochmals in den Forst fuhren und gegen Mittag an einer Stelle am Saume des Waldes, wo herrliche Bume eine pracht-volle Pforte wlben, die Berge verlieen, wie ein Hundert Frauen, oder mehr, in der Tracht ihrer schwarz und wei gestreiften Mntel, die man die Schilderhuser" spottweis nannte, zu beiden Seiten des Weges Spalier bildeten, wie die Handvoll Männer des Kriegerbundes aus dem nchsten Dorfe salutierten und von der nchsten Anhhe einen Ehrenschu aus ihrem Bller lsten! Wie rasch war das Bild verschwunden, wie rasch vergingen die beiden Tage!
Noch freuten wir uns zu hren, der Kaiser habe aus dem Zuge heraus noch gegrt und gewinkt: Auf Wieder-fehlt! Auf Wiedersehn!" Es hatte ihm also doch, meinten wir, in unseren Bergen gefallen. Wer aber von uns diese Tage mit erlebt hat, der wird sie nicht vergessen, und auch, wenn er ein hohes Alter erreicht, noch ihrer ge-denken. Das ist gewi!"
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